Von schaurigen Gesellen und mythischen Gestalten
Winterliches Brauchtum im SalzburgerLand
Es ist schon eine besondere Zeit. Dann nämlich, wenn die Tage kürzer, die Temperaturen niedriger und die Nächte finsterer werden, beginnt im SalzburgerLand die Zeit der Mythen und Legenden. Und so begegnet man in der Weihnachtszeit vielerorts nicht nur Krampussen und Perchten, die der Überlieferung nach die bösen Geister vertreiben sollen, sondern ebenso Schön- und Schiachperchten, Tresterern, Anglöcklern und allerlei anderen wundersamen und oftmals schaurigen Gestalten. Ihre Prozessionen und Umzüge sind faszinierend anzusehen und oft verbirgt sich bei näherer Betrachtung ein profaner Kern hinter den uralten Bräuchen. Wo und wann man den mystischen Kreaturen begegnen kann, erfahren Sie hier.
Das SalzburgerLand setzt alles daran, seinen Gästen einen möglichst unbeschwerten und sicheren Winterurlaub zu ermöglichen. Bis inklusive 6. Dezember 2020 sind Freizeit- und Kulturbetriebe vorläufig geschlossen und Veranstaltungen abgesagt bzw. verschoben. Salzburgs Urlaubsregionen erarbeiten derzeit – auf Basis der aktuellen gesetzlichen Verordnungen – Konzepte, ob und wie sie Adventmärkte und -veranstaltungen in diesem besonderen Winter durchführen können. Einen Überblick geplanter Veranstaltungen geben wir Ihnen hier. Trotz größtmöglicher Sorgfalt sind Änderungen vorbehalten. Bitte prüfen Sie vor dem Besuch die aktuellen Veranstaltungshinweise.
Die allgemein festgelegten, österreichweiten Maßnahmen (Abstandsregel von mindestens 1 Meter, Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes) sind jedenfalls von allen Besuchern einzuhalten. Diesbezüglich aktuelle Informationen finden Sie unter: www.salzburgerland.com.
Gottes Werk und Teufels Beitrag: Schiache Perchten und schöne Tresterer
Wie die Christkindlmärkte sind auch Percht und Krampus aus der Salzburger Weihnachtszeit nicht wegzudenken, nirgendwo sonst ist dieser Brauch so lebendig wie in den Alpenregionen. Die „schiachen“ (hässlichen) Gesellen kommen mit Glocken und Geschrei ganz und gar nicht friedlich daher und passen auf den ersten Blick nicht in die „stille Zeit“ – dafür sind sie umso spannender anzusehen. Die kulturellen Wurzeln der Perchten liegen im Unklaren – die Spurensuche führt aber über mittelalterliche Prozessionen und Teufelsdarstellungen bis hin zu vorchristlichen, archaischen Ritualen. Begegnen kann man Krampus und Percht bei zahlreichen Umzügen und Perchtenläufen.
Eine Ausnahme unter den grusligen Gestalten bilden dagegen die sogenannten Schönperchten. Die grazilen Gestalten sind von italienischen Bräuchen beeinflusst und vor allem in den Regionen Pongau und Pinzgau zuhause.
Die Tresterer - im Zeichen der Fruchtbarkeit
Sie tragen Anzüge aus feuerrotem Brokat und einen mit bunten Seidenbändern verzierten Hut. Die Tresterer in Stuhlfelden sind einzigartig im SalzburgerLand und eine der ganz besonderen Brauchtumsgruppen unter den Perchten. Die rund 30 männlichen Mitglieder bereiten sich über Wochen auf ihren großen Auftritt vor, lassen ihre Kostüme nähen und üben die tausend Jahre alten Tänze und Sprünge, die das unverkennbare Trestern – „Stampfen“ – ausmachen. Dabei schwingen sie ihre mit Fruchtbarkeitssymbolen bestickten Tücher, deren Wirkung nicht unterschätzt werden sollte.
„An Fried, an Gsund und an Reim“
In Stuhlfelden sind die Tresterer am Abend des 6. Januar unterwegs, sechs Stationen liegen auf ihrem Weg. Den Abschluss bildet der über 560 Jahre alte Unterzehentnerhof im Ortsteil Pirtendorf. Öffentliche Vorführungen gibt es nicht. Der Brauch will es so, dass nur in Bauernstuben getrestert wird. In Stuhlfelden werden Traditionen hochgehalten, zum publikumswirksamen Spektakel soll das Brauchtum nicht verkommen. Doch Gäste sind in den Bauernhöfen herzlich willkommen und spätestens wenn die Tresterer den heilbringenden Segen „An Fried, an Gsund und an Reim“ aussprechen, läuft allen die Gänsehaut über den Rücken.
Weitere Tresterer-Gruppen gibt es in Unken, Zell am See, Bruck und Saalfelden.
Perchtenbrauch im SalzburgerLand
Wilde Jagd vom Untersberg
Das „Wilde Gjoad“ am 2. Donnerstag im Advent, dessen Sage im ganzen deutschen Sprachraum bekannt ist, hängt mit dem alten Glauben an den Wind- und Totengott Wodan und seinem Kriegsheer zusammen. Er treibt im Salzburgischen in der Gegend um den Untersberg sein Unwesen, wo er vor den Raunächten an einem möglichst geheim gehaltenen Ort auftaucht, lärmt, poltert, zu dumpfen Trommelschlägen und Pfeifenklang tanzt. Tod, Hexe, Habergoaß und Gestalten aus der Untersbergsage wie Moosweiberl, Saurüssel und Bär gehören zu den wichtigsten Figuren der Wilden Jagd.
Der Glöckler kommt
Um den 5. Januar sind in einigen Orten des Salzkammergutes, des Flachgaus, des Ennstales und in der Stadt Salzburg die Glöckler unterwegs. Es sind „Passen“ von weißgekleideten Männern, die mit mächtigen Kappen auf dem Kopf durch den Ort ziehen. In der Hand halten die Anführer den langen Glöcklerstock und bei allen Glöcklern hängen an einem Ledergürtel Glocken und Schellen. Das Besondere der Glöckler sind die Kappen, die von innen beleuchtet sind.
Gollinger Perchtenspiel: Streit zwischen Sommer und Winter
Mit dem Spruch „Glück hinein – Unglück heraus, die Percht kimmt ins Haus“ begrüßt am 5. Januar die Perchtengruppe des Heimatvereins „D‘ Rabenstoana“ in Golling die Bauersleute, bevor zu den Trommelschlägen der Tanz der Perchten vor dem Bauernhaus beginnt. Das Spiel wurde nach mündlicher Überlieferung und nach Aufzeichnungen von Karl Adrian im Jahr 1996 wiederbelebt. Im Zentrum des Spiels steht das Streitgespräch von Sommer und Winter.
Schnabelperchten im Raurisertal
Im Raurisertal sind ab dem späten Nachmittag des 5. Januar die Schnabelperchten unterwegs. Diese Sonderform der Perchten gibt es nur noch im Raurisertal. Schnabelperchten sind Perchten mit kunstvoll und aufwändig gebundenen, langen Schnäbeln, Strickjacken, geflickten Weiberkitteln und “Dotschen” und sie sind mit Buckelkorb, einer großen Schere, Nadel und Zwirn und einem Besen ausgestattet. Im Gegensatz zu den lauten Schiachperchten ziehen die Schnabelperchten mit einem leisen “Ga Ga Ga” durch die Gassen und von Haus zu Haus, um sich von Ordnung und Sauberkeit zu überzeugen. Wehe dem, der sein Haus nicht geputzt hat. Grundsätzlich sind sie aber gern gesehene Gäste – bringen sie doch Glück und Segen für das kommende Jahr.
Pongauer Perchtenlauf: Die Schönen und die Schiachen
Abwechselnd finden um Dreikönig (6. Januar) große feierliche Perchtenzüge in Gastein, St. Johann, Bischofshofen und Altenmarkt statt. Eine Vielfalt von Masken hat sich dabei im Laufe der Zeit in zwei Hauptgruppen gespalten. Die eine Seite führen die Schönperchten mit tafelartigem Kopfputz an, die andere vertreten die „Schiachen“ mit furchterregenden Larven.
Salzburger Bräuche während der Adventszeit
4. Dezember – Blühende Kirschzweige als Zeichen der Fruchtbarkeit
Als Patronin der Bergleute und in ihrer Darstellung mit Turm und Schwert hat die Heilige Barbara eine wichtige Bedeutung im SalzburgerLand. Viele SalzburgerInnen stellen am 4. Dezember Kirschzweige in die Wohnung oder ins Haus. Wenn man Glück hat, öffnen diese bis zum Weihnachtsfest ihre Blüten und werden als Zeichen der Fruchtbarkeit gedeutet.
5. und 6. Dezember – Krampus und Nikolaus
Der Heilige Nikolaus ist ein Gabenbringer, der an den Tagen rund um den 6. Dezember anzutreffen ist. Gekleidet mit Bischofsmütze und Hirtenstab kommt er ins Haus, um die Kinder danach zu befragen, ob sie artig gewesen sind. Wird dies bejaht und obendrein ein Gedicht aufgesagt, dürfen sich die Kleinen über ein „Nikolaussackerl“ voll Naschereien, Mandarinen und kleinen Überraschungen freuen. Oft wird der Nikolaus von Krampussen begleitet. Krampus ist der Name für den wilden und zotteligen Begleiter des Heiligen Nikolaus. Beim Krampuslauf ziehen die Verkleideten unter lautem Lärm ihrer Glocken und mit langen Ruten in der Hand durch die Straßen.
Drei Donnerstage vor Weihnachten – Klöpfelnächte und Anglöckler
Die drei Donnerstage vor Weihnachten werden die „heiligen Klöpfelnächte“ genannt und beziehen sich auf Christus und die Eucharistie. An diesem Abend ziehen die Anglöckler oder Klöckler von Haus zu Haus. Sie sind in traditionelle Kleidung gewandet und tragen Stöcke und Laternen mit sich. Wer ihnen die Tür öffnet, wird mit Gesang und Gedichten belohnt. So archaisch der Brauch anmutet, so hat er auch einen handfesten ökonomischen Hintergrund: Das Bitten um Gaben war seit dem Mittelalter Vorrecht jener, die sich im Winter keinen Lebensunterhalt verdienen konnten. Sie durften durch ideelle Leistung für die Gesellschaft ihr Brot verdienen und galten als Stellvertreter der armen Seelen.
Frautragen und Herbergsuche im Advent
Der Brauch des Frautragens gehört wie die Herbergsuche zu den Bräuchen der Ankündigung des Weihnachtsfestes. Die Gestalt Mariens in Erwartung oder ein Herbergsbild wird von Haus zu Haus getragen. Dort wird eine Andacht mit vorweihnachtlichen Gesängen und Gebeten abgehalten. Der Besuch des Frauenbildes bedeutet Schutz und Segen. Speziell im Pinzgau existieren noch viele private „Frauentafeln“, teils Originale aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Bräuche rund um das Weihnachtsfest
Raunächte – Rauchen, beten und keinesfalls Wäsche waschen
Zwölf Raunächte kennt man im SalzburgerLand: Sie beginnen mit dem Tag zwischen Thomas (21. Dezember) und enden zu Dreikönig (6. Januar). An diesen Tagen geht – so die Legende – die Percht um. Viele pflegen bis heute den Brauch des Rauchens: Mit der Rauchpfanne zieht man durchs Haus, durch die Stallungen und über den Hof – es soll dabei schlechte Energie vertrieben und Platz für Neues geschaffen werden, damit Glück, Liebe, Gesundheit und Segen in die Häuser einziehen können. Oftmals wird das „Räuchern“ dadurch ergänzt, dass man Weihwasser sprengt oder den Rosenkranz betet.
Das Kindlein in der Krippe – zum Kripperlschauen
Neben dem Christbaum ist auch die Weihnachtskrippe ein typisches Symbol des Weihnachtsfestes. Im SalzburgerLand erinnern die kleinen Herbergen eher an kleine Almhütten, die oft von begeisterten Bastlern in liebevoller Kleinarbeit erstellt werden. Viele sind echte Kunstwerke, die in der Adventzeit in den Kirchen besichtigt werden können.
„Frisch- und g’sund-Schlagen“
Das hauptsächlich im Lungau am Unschuldigen-Kindl-Tag (28.12.) übliche Frisch- und g’sund-Schlagen (auch Pisna-Gehen genannt) soll Segen bringen. Mit frischen Birkenruten und Fichtenzweigen ziehen Kinder umher und jedem, dem sie begegnen, wünschen sie mit traditionellen Schlägen Glück und Segen. Im Lungau heißt es hier zum Beispiel: „Frisch und g‘sund, frisch und g‘sund, a freudenreichs, glückseligs neues Jahr und a Christkindl mit an kraustn Haar. Nöt klusn (jammern) und nöt klagen, bis i wieder kimm z’schlagen.“
Die Heiligen Drei Könige – Caspar, Melchior und Balthasar
Die Sternsinger ziehen alljährlich um den 6. Januar (Hl.-Drei-Königs-Tag) in prachtvollen bunten Gewändern, mit den Utensilien der Heiligen Drei Könige und dem Stern von Bethlehem, durch die Straßen beziehungsweise von Haus zu Haus, erinnern mit Liedern und Sprüchen an das festliche Ereignis und bitten um Spenden für einen wohltätigen Zweck. In einigen Salzburger Regionen, wie beispielsweise im Großarltal reiten die Heiligen Drei Könige hoch zu Ross durch die Orte.
Maria Lichtmess am 2. Februar signalisiert das Ende der Weihnachtszeit
Mit dem Fest Maria Lichtmess endet die Weihnachtszeit: An diesem Tag werden die letzten Christbäume entsorgt, die Krippen wieder auf den Dachboden geräumt und die Wohnzimmer aufgeräumt. Lange Zeit war es auch der Tag des Dienstwechsels für Knechte und Mägde, an dem sie ihren Jahreslohn und ihr Dienstbüchlein ausgehändigt bekamen.
Brauchtum im Frühling
Aperschnalzen – zwischen Brauchtum und Wettkampf
Mit dem Aperschnalzen sollten einst die guten Geister, der Frühling und vor allem die Sonne wieder geweckt und die Finsternis und der Winter vertrieben werden. Die Peitsche für das Aperschnalzen wird „Goaßl“ genannt. Die Peitschenschnur ist ein Hanfseil mit einer Länge von bis zu vier Metern. Der Brauch des Aperschnalzens hat durch die Einführung des Wettkampfgedankens einen neuen Aufschwung genommen. So treffen beim Preisschnalzen die Aperschnalzer aus dem bayrischen Rupertiwinkel und dem Salzburger Flachgau aufeinander.
Metzger-Jahrtag und Fahnenschwingen
Der Jahrtag der Metzger wird am Faschingssonntag mit der Kraft- und Geschicklichkeitsprobe des „Fahnenschwingens“ sowie dem „Metzgersprung“ begangen. Nach dem Gottesdienst in der Salzburger Franziskanerkirche führt ein Festmarsch in den Hof zu St. Peter, wo die Metzgergesellen durch den Sprung in den Holzbottich von den „Sünden“ während der Lehrzeit „rein gewaschen“ werden und beim Fahnenschwingen ihre Kraft unter Beweis stellen.
Brauchtum zu Ostern
Osterfeuer im Salzburger Lungau
In der Nacht von Karsamstag auf den Ostersonntag erleuchten im Lungau zahlreiche Osterfeuer die Nacht: Diese gezimmerten, bis zu 12 Meter hohen Osterfeuer, die bis in die vorchristliche Zeit zurückgehen, drücken die Freude über die Auferstehung des Herrn sowie den Wunsch nach dem Wiedererwachen der Natur aus.
Palmprozession und Palmeselritt
Die Palmenweihe am Palmsonntag wird in fast allen Salzburger Orten mit einer feierlichen und farbenprächtigen Palmprozession zelebriert. In der kleinen Gemeinde Puch bei Salzburg wird ein über 400 Jahre alter geschnitzter “Palmesel“ samt darauf reitendem Christus mitgetragen. Im Mittelalter war dies eine sehr beliebte österliche Prozessionsfigur, mit der man dem nicht lesenden Volk die Bibelgeschichten näherbringen wollte. Ab 1777 waren die volkstümlichen Figuren verpönt und wurden auf erzbischöfliche Anweisung vernichtet. Der Palmesel von Puch ist neben einem zweiten Holzesel in Tirol der Letzte jener österlichen Prozessionsfiguren aus dem 17. Jahrhundert.
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