Die romantisch-verschneite Weihnachtswelt im Allgäu
Die Weihnachtswelt von Josef Madlener im Antoniterhaus in Memmingen
Weihnachten ohne Josef Madlener? Nicht nur in Memmingen undenkbar. Der freischaffende Künstler, der dort lebte und 1967 im Alter von 86 Jahren verstarb, gilt als Meister der Allgäuer Weihnacht – hat er doch die Geschichte von Jesus, Josef und Maria in seine geliebte Heimat Allgäu verlegt: Maria stellt er als Bauersfrau mit geflochtenen Haaren dar, Josef ist eine Selbstdarstellung Madleners, die Heiligen Drei Könige reiten zu Pferde daher statt auf einem Kamel. Auch wenn man seinen Namen nicht kennt, seine Bilder vom Geschehen der Weihnacht kennt wohl jeder: Ob die verschneite Waldweihnacht mit den zum Jeskukind strömenden Tieren, mit dem über den Schnee schwebenden Christkind welches die Kinder zu Weihnachtszeit in den Städten besucht oder auch die Darstellung der Christmette, wenn die Dorfbewohner durch verschneite Täler zur hell erleuchteten Kirche vor imposanter Bergkulisse stapfen – all diese Motive haben Generation geprägt und faszinieren heute noch gleichermaßen Enkel wie Großeltern.
In der Adventszeit trifft man Josef Madlener im historischen Antonierhaus, als Gegenpol zum trubeligen Weihnachtsmarkt in der Stadtmitte von Memmingen. Am weitläufigen Martin-Luther-Platz schlüpft man unter einem Torbogen hinein in den beleuchteten Innenhof. Dort sind Madleners Figuren in Lebensgröße auf Holz gezogen und als großes Ensemble rund um Stall und Krippe arrangiert, Engelchen blicken von oben aus den beleuchteten Fenstern herab – eine wunderschön friedvolle Atmosphäre. Eine romantische Dorf-Weihnacht eben.
1946 und 1947 gestaltete der Maler diese vielfigurige Krippe auf Ausschneidebögen. So konnte jedes Kind seine eigene Krippe anfertigen. Noch heute sind diese Bögen bei Kindern sehr beliebt, ebenso wie Madleners Weihnachtsmotive. Sie wurden als Postkarten gedruckt, weltweit verbreitet und sind jetzt ebenfalls im Antonierhaus erhältlich.
Tief verschneite Weihnachtswelten
„Im Gegensatz zur abstrakten Malerei des 20. Jahrhunderts, in dem er lebte, hat Josef Madlener Weihnachten so romantisch gemalt, wie wir uns das in unseren Kinderträumen vorstellen“, erklärt Kunsthistorikerin Andrea Himmelsbach Madleners Zauber. „Verschneite Landschaften sind von einem sternenklaren Nachthimmel in magischem Blau überspannt, der Stern über dem Stall leuchtet immer besonders hell, die ganze Schöpfung wird in das Weihnachtsgeschehen miteinbezogen. Vor allem Schafe zählen zu seinen Lieblingsmotiven, sie hat er oft und gerne gemalt, in einer Detailgenauigkeit, die einzigartig ist.“ Aus weiterer Entfernung wirken die Schafe fast dreidimensional. Man möchte ins Fell hineingreifen, so weich mutet es an. Bei näherem Hinsehen bemerkt man erst, dass das Fell aus lauter kleinen verschieden farbigen Strichen besteht.
Seine Bilder, insgesamt umfasst sein Nachlass rund 1600 Gemälde, spiegeln seine Persönlichkeit wieder: Josef Madlener war sehr gläubig und fasziniert vom göttlichen Mysterium, er wollte ins Jenseits eintauchen. Intensiv hat er sich mit verschiedensten Religionen, diversen Gottsuchern, okkulten Phänomenen und weißer Magie beschäftigt. In seinem Haus fanden spiritistische Sitzungen statt, er hatte Begegnungen mit Menschen über den Tod hinaus. „Bei einer Krankheit ist man erst mal zum Madlener gegangen. Durch Hand auflegen, Beten oder Pendeln konnte er den meisten helfen oder sie gar heilen“, erzählt Andrea Himmelsbach.
Mit Schattenbildern in Tusche und karikaturistischen Zeichnungen macht sich Madlener zunächst einen Namen. Doch je älter er wird, desto mehr kommt Farbe ins Spiel. Ab 1925 steigert er seine religiösen Themen ins Mystische. Landschaften und Berge werden fantastisch, Hirten zum Beispiel zu Berggeistern. „Oft wurden seine Bilder als Kitsch abgetan. Aber Madlener war ein begnadeter Zeichner und herausragender Maler. Heute finden seine Arbeiten große Aufmerksamkeit in der Kunstwelt. Madlener gilt als Vorläufer der Fantasie- und Traumwelten eines "New Romanticism" in der Kunst der Gegenwart. In seinem Spätwerk leuchten die Sterne am Weihnachtsbaum pink, lila, grün und orange. Der Glanz um das göttliche Kind überstrahlt in poppigem Orange und Pink am Ende fast das ganze Bildgeschehen“, schildert die Kunsthistorikerin voller Begeisterung.
Gandalf – eigentlich ein Memminger
Übrigens: Eben dieser mysthische Berggeist mit hohem, spitzen Hut, buschigen Augenbrauen, weißem Bart und langem roten Mantel diente dem berühmten Autor John R. R. Tolkien nachweislich als Vorlage für Gandalf aus „Herr der Ringe“. Josef Madlener – weltweit bekannt, in Memmingen zu Hause.
Infos zur Weihnachtswelt von Josef Madlener im Antoniterhaus in Memmingen erhalten Sie unter www.memmingen.de/kultur/museen-kunst/museen-antonierhaus.html
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