Das Friedenslied für die Welt

14.12.2020
Stille Nacht Kapelle in Oberndorf TVB Oberndorf Österreich Werbung
Stille Nacht Kapelle in Oberndorf / Foto: © TVB Oberndorf / Österreich Werbung

Zwölf Orte in Österreich sind eng mit der Geschichte des weltbekannten Weihnachtsliedes Stille Nacht verbunden

Eine lebenslange Freundschaft verband den Priester Joseph Mohr und den musikbegabten Lehrer Franz Xaver Gruber. Sie lernten sich im Jahr 1817 kennen, als beide in Oberndorf und Arnsdorf tätig waren. Dort bat Joseph Mohr Franz Xaver Gruber, eines seiner Gedichte zu vertonen. Die Geschichte erzählt, dass das Lied bereits am Abend desselben Tages, nämlich am 24. Dezember 1818, in der Kirche von Oberndorf zum ersten Mal erklang. Sängerfamilien aus Tirol machten das Lied weit über die Grenzen hinaus bekannt. Heute erklingt das Friedenslied auf der ganzen Welt, der Text wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Wie die beiden bedeutenden Männer lebten, wo sie wirkten und wie „Stille Nacht“ bekannt wurde, erzählen in Österreich zwölf Orte. In liebevoll gestalteten Museen, entlang von Spazierwegen, in Kirchen, bei Ortsführungen, Konzerten und Historienspielen.

Mehr über die Friedensbotschaft für die Welt:

Vom Weber zum Komponisten

Rot karierte Vorhänge an den kleinen Fenstern, behagliche Stuben mit einfachen Holzmöbeln, ein mächtiger Webstuhl: Im „Grubahäusl“, dem „Gruberhaus“, kam im Jahr 1787 Franz Xaver Gruber als fünftes Kind einer Leinenweberfamilie zur Welt. Spaziert man durch das über 200 Jahre alte, originalgetreu nachgebaute Holzhaus, kann man sich gut in die Wohn- und Arbeitswelt um 1800 versetzen. Das wertvollste Stück der Sammlung ist der Webstuhl, auf dem Franz Xaver Gruber das Weberhandwerk erlernte, bevor der musikalische junge Mann seine Lehrer-Ausbildung beginnen konnte. Geöffnet ist das Gruberhaus an Wochenenden und auf Anfrage.

Zu einem Spaziergang lädt in Hochburg-Ach der im Jahr 2012 angelegte Franz-Xaver-Gruber-Friedensweg ein. Er thematisiert wichtige Lebensstationen des Komponisten und zeigt die Bedeutung auf, die das weltumspannende Lied „Stille Nacht“ erlangt hat. Ausgehend vom Franz-Xaver-Gruber-Gedächtnishaus führt die rund einstündige „Weltreise“ durch alle fünf Kontinente. Der Tiroler Künstler Hubert J. Flörl hat dazu Skulpturen geschaffen, die die Friedensbotschaft auf Engelsflügeln von Erdteil zu Erdteil tragen.
www.entdeckerviertel.at

Von einer besonderen Begegnung

Im Jahr 1817 begann Joseph Mohr seinen Dienst als Priester in Oberndorf. Bald lernte er Franz Xaver Gruber kennen, der als Lehrer im benachbarten Arnsdorf tätig war. Um sich ein Zubrot zu verdienen, engagierte sich Gruber außerdem als Organist in der Kirche von Oberndorf. Eines Tages bat Joseph Mohr Franz Xaver Gruber, sein wenige Jahre zuvor verfasstes Gedicht zu vertonen. Noch am selben Tag, am Abend des 24. Dezember 1818, erklang „Stille Nacht“ zum ersten Mal in der Kirche von Oberndorf. Zweistimmig von den beiden Männern vorgetragen, begleitet von einer Gitarre.

Heute gibt es in beiden Orten mehrere Möglichkeiten, auf den Spuren von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber zu wandeln. Höhepunkt für viele ist ein Besuch der Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf. Im alten Pfarrhof von Oberndorf befindet sich ein Stille-Nacht-Museum. Auf dem „Gruber-Mohr-Weg“ spaziert man in rund zweieinhalb Stunden von Oberndorf nach Arnsdorf und zum Stille-Nacht-Museum im Schulhaus, in dem Franz Xaver Gruber unterrichtete.
www.stillenacht-oberndorf.com und www.stillenachtarnsdorf.at

Vom Zillertal in die Welt

Wie gelang es im 19. Jahrhundert, ein Lied bekannt zu machen? Wichtige Kommunikatoren jener Zeit waren Sängerensembles wie die Familie Strasser aus dem Zillertal. Ihr „Manager“ war der Vater Lorenz Strasser, ein Bauer und Händler. Fesch in Tiroler Trachten gekleidet reisten er, seine drei Töchter und sein Sohn zu Märkten in Deutschland. Der Vater verkaufte seine Waren, die Kinder sangen Tiroler Lieder und auch „Stille Nacht“. Nachdem die Familie „Stille Nacht“ im Jahr 1831 auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt zum ersten Mal gesungen hatte, folgten viele weitere Auftritte. Chöre und Ensembles aus Deutschland nahmen das Lied in ihr Repertoire auf.

Vom Leben von Familie Strasser erzählt das Museum im denkmalgeschützten einstigen Wohnhaus. Im Holzhaus mit rauchgeschwärzten Balken sind Originalnoten, Bilder der Familienmitglieder, Kleidungsstücke und landwirtschaftliche Geräte jener Zeit zu sehen. Das „Strasser-Häusl“ erreicht man am besten zu Fuß. Der eineinhalb Kilometer lange Wanderweg beginnt unterhalb der Kirche von Hippach und führt entlang des Flusses Ziller zum Ziel.
www.zillertal.at

Von der Liebe zur Musik

Im Alter von 48 Jahren erfüllte sich ein lang ersehnter Wunsch von Franz Xaver Gruber: Er wurde zum Chorleiter und Organisten der Pfarrkirche von Hallein ernannt. Fortan konnte er sich ganz der Musik widmen. Er komponierte, bildete Sänger und Musiker aus, spielte Orgel und gestaltete Konzerte. Hallein, wo er 28 Jahre lang lebte, war auch seine letzte Wirkungsstätte. Im Jahr 1863 starb Franz Xaver Gruber an Altersschwäche. An den Komponisten und Pädagogen erinnert heute das Stille-Nacht-Museum mit vielen interessanten Exponaten. Direkt vor dem Museum befindet sich Grubers letzte Ruhestätte. In der Halleiner Stadtpfarrkirche gegenüber ist die Orgel nach Franz Xaver Gruber benannt.

Jedes Jahr im Advent schlüpft ein Schauspieler in die Rolle von Franz Xaver Gruber und nimmt Besucher unter dem Motto „Gruber persönlich“ auf einen unterhaltsamen Rundgang durch Hallein mit.
www.hallein.com

<span class="news-image-bildtext">Stille Nacht Museum im Pflegerschlössl in Wagrain</span> / <span class="news-image-fotograf">Foto: &copy; Gulliver Theis, SalzburgerLandTourismus</span> / <span class="news-image-quelle">Österreich Werbung</span>
Stille Nacht Museum im Pflegerschlössl in Wagrain / Foto: © Gulliver Theis, SalzburgerLandTourismus / Österreich Werbung

Vom Priester der Armen

Zeit seines Lebens setzte sich Joseph Mohr für Kinder und für die Armen ein. In Wagrain initiierte er zum Beispiel den Bau einer Volksschule und gab dafür fast sein ganzes Geld her. Er kaufte eine Feuerwehrspritze für die Gemeinde, kümmerte sich um die Pflege alter Menschen und war rundum als geselliger und musikalischer Priester geschätzt.

An die Zeit von 1837 bis 1848, die Joseph Mohr in Wagrain verbrachte, erinnert das Stille-Nacht-Museum im renovierten Pflegerschlössl, einst fürsterzbischöfliches Gerichtsgebäude. Auf die Spuren von Joseph Mohr führt der Wagrainer Kulturspaziergang. Am Weg, auf dem man etwa eineinhalb Stunden unterwegs ist, liegen die Pfarrkirche, der Pfarrhof, in dem Mohr lebte, und der Friedhof mit Joseph Mohrs letzter Ruhestätte. Er starb im Alter von nur 56 Jahren an einer Erkältung.
www.wagrain-kleinarl.at

Quelle: Österreich Werbung