Ältestes Kinderpferdekarussell auf Auricher Weihnachtsmarkt

10.11.2010

Weihnachtliche Besonderheiten in Niedersachsen

Viele Erinnerungen ranken sich um das Kinderpferdekarussell auf dem Auricher Weihnachtsmarkt. Das verwundert nicht, wenn man überlegt, wie viele Generationen Auricher bereits ihre Runden auf dem historischen Karussell drehten. Oft trifft man Großeltern, die ihre Enkeln zu einer Fahrt animieren und dann selber in Erinnerungen verfallen.

Das 1872 in Rodenskirchen gebaute Pferdekarussell findet sich auch in diesem Jahr mitten auf dem Auricher Weihnachtsmarkt wieder. Es ist und bleibt ein Anziehungspunkt für alle Generationen. Dabei hat das Karussell schon viel erlebt, wie sein Besitzer Hans Dieter Kruse berichten kann. Bis in die 1920er Jahre wurde das Karussell noch von echten Pferden gedreht. Damals liefen die Pferde im heute noch gut sichtbaren Innenkreis des Karussells. Auch die Kutsche, auf der der Kutscher die Pferde führte, ist noch original erhalten. Zur Grundausstattung gehörten damals mehrere Pferde, die sich in mehreren Schichten am Tag abwechselten. Vor jeder Fahrt läutete der Kutscher eine große Glocke, die das Zeichen für die Fahrgäste darstellte, nicht mehr zuzusteigen.

Die heutige Glocke, die im Innenteil des Karussells hängt, stammt übrigens vom Oldenburger Bahnhof – mit ihr wurde früher die Abfahrt der Züge angekündigt. Die Zugpferde wurden in den Jahren durch einen Elektromotor ersetzt. "Ein schlichter Lederriemen überträgt die Kraft des Motors auf das Karussell", erklärt Hans Dieter Kruse und fügt hinzu, dass es mit dieser schlichten Technik noch nie eine Panne gegeben habe. Wer sich einmal von dieser Technik ein Bild machen will, dem zeigt Kruse gerne das Innenleben des alten Karussells. Der Aufbau des Karussells fordert jedes Jahr wieder Höchstleistungen. Zwölf Stunden schwere Handarbeit und viele Hilfskräfte sind nötig, um das historische Pferdekarussell aufzustellen. Ständig stehen Reparaturen oder die Restauration einzelner Teile an. Allein die vielen alten Bilder und Gemälde brauchen regelmäßige Pflege. Der gute Zustand zeigt jedoch, wie viel Liebe und Pflege jedes Jahr vom Besitzer investiert wird.

Direkt neben dem Karussell steht eine alte, große Orgel, die von dem 1870 geborenen Waldkircher Orgelbauer Wilhelm Bruder stammt. Dessen Großvater, Ignaz Blasius Bruder, begründete 1834 die Tradition des Orgelbaus. Wenn dieses Meisterwerker alter Handwerkskunst seine Melodien ertönen lässt, stehen die kleinen Besucher des Weihnachtsmarktes staunend davor. Das und vieles mehr bietet der Auricher Weihnachtszauber.