Erlesene Tropfen zum Weihnachtsschmaus - Weihnachtliche kulinarische Tipps

Auf Genusskurs

Eine wunderbare, aber nicht immer einfache Liaison

Genusskurs Erlesene Tropfen zur Weihnachtszeit

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Ist die große Frage geklärt, was an den Feiertagen geschlemmt wird, steht bereits die nächste knifflige Entscheidung an: 'Welche Traubensorte passt dazu?'

Der festliche Anlass verlangt natürlich nach stilvollen, auserlesenen Tröpfchen. Doch wenn es darum geht, das Weihnachtsessen gekonnt und treffsicher mit dem richtigen Wein abzurunden, wird es meist haarig, denn nicht jedes gute Schlückchen macht auch eine gute Figur. Und die uralte Faustregel 'zu dunklem Fleisch Rot, zu hellem nur Weiß' ist ohnehin längst passé. Auserlesene Rebsäfte aus aller Welt lassen völlig neue, kreative Kombinationen zu und eröff nen vor allem weißem Qualitätswein neue Einsatzfelder um Bekanntes neu zu variieren.

Während sich weiße, säurearme Weine gern zu Vorspeisen gesellen, solche mit üppiger, süßer Fruchtigkeit bestens zu Desserts munden, schokoladige Nachspeisen vollendet mit einem südfranzösischem Banyuls zur Geltung kommen, dürfen die Begleiter des Hauptgangs gehaltvoll und vollmundig sein: Mit einem edlen Bordeaux kann man in der Regel wenig falsch machen und ist auf der sicheren Seite.

Die finale Käserunde verträgt sich am besten mit Wein aus der gleichen Region. Je geschmacksintensiver der Käse, desto gehaltvoller darf der Wein sein. Weichkäse wie Camembert & Brie lässt sich hervorragend mit Weißweinen kombinieren, während zu Hartkäse am besten Rotwein gereicht wird. Spannend ist die Kombination von Blauschimmelkäse und einer Trockenbeerenauslese.

Kaufen Sie keine großen Namen, sondern gute Weine
Letztendlich gibt es im Zusammenspiel von Essen & Wein aber kein in Stein gemeißeltes Gesetz für perfekten Gaumengenuss. Ob Sie sich nun für Rot oder Weiß entscheiden, bleibt einzig und allein Ihren persönlichen Vorlieben und denen Ihrer Gäste überlassen. Treff en Sie Ihre Auswahl nicht unter Zeitdruck, denn nur mit sorgfältig gewählten Rebsorten werden Sie durch vollendete Harmonie von Gericht und Wein belohnt. Es wäre doch (k)eine schöne Bescherung, wenn der noble Tropfen nicht mundet...

Perfekte Temperatur für optimalen Genuss
Das A & O jeden Weingenusses ist die richtige Trinktemperatur, denn nur so entfaltet der gute Tropfen seine ganze Pracht und Eleganz. Edle Weine zu warm oder zu kalt zu trinken ist ein ebenso fataler faux pas, wie das Servieren in der Kaff eetasse. Ideales Temperieren ist abhängig von der Weinstruktur. Generell gilt: Je leichter, desto kühler, umso kräftiger, desto wärmer. Während für einen guten Rotwein 18° die Obergrenze ist, entfalten einfachere Rotweine ihr Bouquet bei 14-16°. Volle Weißweine und Rosé liegen bei 12-14°, für spritzige Weißweine sind Kellertemperaturen bis 10° perfekt und weiße Süßweine können mit 6-8° aus dem Eisschrank serviert werden. Da sich der Rebsaft im Glas schnell erwärmt, empfiehlt es sich, ihn stets 1-2° kühler auszuschenken.

Das richtige Glas
Ebenso wichtig wie die richtige Temperatur sind passende Gläser, denn sie steigern Genuß und Vorfreude zusätzlich. Mit einem bauchigen Glas ist man grundsätzlich gut beraten. Für Bordeaux wählt man idealerweise hohe tulpenförmige Gläser. Burgunder und deutsche Rotweine entfalten ihren samtigen Geschmack besser in kleineren, ballonförmigen Rotweingläsern. Zu Weißweinen gehört ein kleines, schlankes Glas und Port- & Dessertweine sind in kleinen Gläsern bestens aufgehoben. Geben Sie Ihren guten Tropfen zum Atmen in eine Karaffe – nur die Flasche öffnen nützt gar nichts. Und füllen Sie die Gläser nie voller als 2/3, damit das Aroma bestens zur Geltung kommt.

Vollmundiges zum Weihnachtsklassiker
Knusprige Gans und delikate Ente sind seit eh und je Spitzenreiter weihnachtlicher Tafelrunden. Würdige Partner des fetten Federviehs sind hochwertige Spät- & Blauburgunder und kräftige Bordeauxweine. Ebenso kommen deutsche Spitzenweine wie harmonische Spätlesen oder hochkarätiger trockener Riesling mit den schmackhaften Vögeln bestens aus.

I-Punkte der Würstchenparade
Kartoffelsalat & Würstchen zählen sicher nicht zu den kulinarischen Höhepunkten, sind aber besonders am Heiligen Abend hochbeliebt. Hier entscheiden Wurstart und Salatgrundlage die Weinauswahl. Frische fruchtsäurebetonte Weißweine wie trockener Silvaner, Grau- & Weißburgunder passen zu Bockwurst und Salat mit Mayonnaise. Kommt die Wurst aus der Pfanne und der Salat basiert auf Essig & Öl, harmonisiert eher ein junger, trockener Spätburgunder, Schwarzriesling oder Trollinger.

Hauptsache Fleisch
Liebhaber vom Rind- & Schweinefleisch können sich in der Regel mit rotem Bordeaux verwöhnen. Aber auch voluminöse Weißweine passen zur Fleischkategorie. Rindfleisch bevorzugt zwar primär einen rassigen roten Médoc oder Chianti Classico, lässt sich aber auch gern von trockener Riesling Spätlese begleiten. Feines vom Schwein paart sich wunderbar mit üppigeren Weinen wie Beaujolais und Weiß- & Grauburgunder Spätlesen, während bei Kalbsbraten der Griff zu einem spritzigen Weißen, halbtrockenen Rosé oder Pinot Grigio goldrichttig ist. Eine anspruchsvolle Untermalung verlangen geschmacklich dominante Lammgerichte. Eine immer adäquate Wahl ist ein hochkarätiger Cabernet Sauvignon. Doch erst die charakteristischen Fruchtaromen eines sinnlichen Syrah verleihen diesem Fleischgenuß das gewisse Etwas.

Aus dem Wald auf den Tisch
Weihnachten ist Wildzeit. Hase lässt sich hervorragend mit allen Bordeaux-Varianten kombinieren und für Gerichte aus heimischer Jagd bietet sich ein Côte du Rhône an. Zu Reh empfielt sich ein Sangiovese aus der Toscana, während roter Bordeaux oder Languedoc die Aromen eines Hirschbratens idealisiert und spanischer Tempranillo sich hervorragend mit Wildschwein ergänzt. Zu Wachtel, Rebhuhn und Fasan passt kräftiger Weißwein und Taubenbrust sollte einmal mit einem Schwarzriesling gekostet werden. Bei Rotwein lohnt sich der Griff zu einem Pinot Noir. Trockener Spätburgunder und Beaujolais Cru sind ebenso einen Versuch wert.

Weihnachten schlägt auch die Stunde des Fisches
Wer Karpfen und Meeresbewohner auf dem Teller mag, ist mit trockenem Riesling Kabinett, Roséwein, Chablis oder Muscadet stets gut beraten. Zum eher fettreichen Lachs darf auch kräftiger, säurebetonter Wein im Glas sein. Bei Steinbutt, Seezunge, Seeteufel & Steinbeißer sind feine, ausdrucksvolle Weißweine angesagt. Weißer Heilbutt wünscht sich einen Chablis, trockener Chardonnay oder kräftiger Grüner Veltliner sind würdige Begleiter für den guten alten Karpfen. Wird der Fisch gedünstet, passt eher ein südafrikanischer Sauvignon Blanc.

...oder doch lieber Geflügel?
Auch Geflügel findet sich auf der Festtagsskala weit oben. Bei Pute sollte es möglichst ein gehaltvoller Burgunder oder eine trockene Grauburgunder Spätlese sein. Zum Fasan lässt sich neben der roten südafrikanischen Pinotage auch feinherber Riesling einsetzen. Perlhuhn liiert sich gerne mit trockener Scheurebe und Weißburgunder ist der ideale Partner für Truthahn.

Auch Vegetarier sollen nicht zu kurz kommen
Raclette & Fondue – kulinarisch nicht das Gelbe vom Ei, aber populär, gesellig und unterhaltsam. Zum Camembert-Fondue empfiehlt sich ein Silvaner, zu anderen Käsefondues schmeckt ein gehaltvoller Weißburgunder. Greift man doch zu Fleisch, ist sowohl leichterer Rot- wie Weißwein angeraten.
Waschechte Schweizer Weißweine aus dem Lavaux am Genfer See oder Walliser Fendant sind natürlich stilechte Tröpfchen aller Raclettekreationen.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen bei der Wahl Ihrer Weihnachts-Weine ein glückliches Händchen und ein rundum gelungenes Festmenü.