Morgen, Kinder, wird’s was geben

Das prophezeite 1795 als Textdichter Karl Friedrich Splittegarb und Carl Gottlieb Hering schloss sich 1809 als Komponist seiner Meinung an.

Von der kindlich geprägten Weihnachtsweise existieren noch mehrere Vertonungen, darunter eine von Beethoven aus dem Jahr 1798.

Als bissige, sozialkritische Parodie auf die bürgerliche Weihnachtsfeier verfasste Erich Kästner 1927 die chemisch gereinigte Version ‚Morgen, Kinder, wird‘s nichts geben!’

Morgen, Kinder, wird's nichts geben! Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte euch das Leben. Das genügt, wenn man's bedenkt.
Einmal kommt auch Eure Zeit. Morgen ist's noch nicht so weit.

Doch ihr dürft nicht traurig werden, Reiche haben Armut gern.
Gänsebraten macht Beschwerden, Puppen sind nicht mehr modern.
Morgen kommt der Weihnachtsmann. Allerdings nur nebenan.

Lauft ein bisschen durch die Straßen! Dort gibt's Weihnachtsfest genug.
Christentum, vom Turm geblasen, macht die kleinsten Kinder klug.
Kopf gut schütteln vor Gebrauch! Ohne Christbaum geht es auch.

Tannengrün mit Osrambirnen - lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen, denn im Ofen fehlt's an Holz!
Stille Nacht und heilge Nacht - Weint, wenn's geht, nicht! Sondern lacht!

Morgen, Kinder, wird's nichts geben! Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen, Kinder, lernt fürs Leben! Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte reicht so weit... Ach, du liebe Weihnachtszeit!

© shutterstock Natalia Kirichenko
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