11. November - Martinstag

Wissenswertes rund um das Weihnachtsfest

Sankt Martin - Wohltäter der Armen

Die Legende...
Der in Ungarn geborene Martinus (316 - 398) war Offizier des römischen Kaisers. Der Legende folgend begegnete ihm in einer kalten Winternacht ein Bettler, der nur noch Lumpen auf dem Leib trug und vor Kälte wimmerte. Als Martin ihn sah, nahm er sein Schwert und schnitt damit seinen eigenen Mantel mitten durch. Die eine Hälfte gab er dem Armen, die andere Hälfte legte er sich selbst wieder um. In der folgenden Nacht soll Martin Jesus Christus im Schlaf erschienen sein und jenes Mantelstück getragen haben, das Martin dem Bettler am Abend gegeben hatte. Bald darauf ließ sich Martin im Alter von 36 Jahren taufen. Er quittierte seinen Heer-Dienst und wurde Schüler des Hilarius. Nachdem er auch seine Eltern zum christlichen Gauben bekehrt hatte, zog er weiter auf die Insel Gallinari (Genua) und lebte dort als Eremit. Anno 360 zog er nach Poitiers, gründete 361 in Liguge das 1. Kloster des Abendlandes. Am 4. Juli 372 wurde er zum 3. Bischof von Tours geweiht und stiftete 375 ein weiteres Kloster in Marmoutier.

Martin von Tours, der das Reich der Franken und die von ihnen besiedelten Gebiete prägte, erreichte in der lat. Kirche durch sein heroisches Leben als erster den Grad der Heiligkeit. Als personales Bindeglied zwischen Rom und dem Frankenreich, verkörperte Martin über Jahrhunderte modellhaft das neue spätantike Priester- und Bischofsideal: Ein asketischer Mönch, gebildet und tatkräftig und der lebte, was er predigte.

Am 8. November 397 starb Martin im Alter von 81 Jahren und wurde am 11. November in Tours unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Im 5. Jh. wird über seinem Grab eine Kapelle errichtet und später durch eine Basilika ersetzt, aus der sich das Kloster St. Martin entwickelte.

Der Martinsbrauch
Besonders auf dem Lande war früher der Martinstag von besonderer Wichtigkeit. Der Martinstag bedeutete den Abschluß eines Wirtschaftsjahres. Mägde & Knechte erhielten an diesem Tag ihren Lohn, denn die Ernte war eingebracht und der Wein gekeltert. Gleichzeitig mußten aber auch die Zins- & Pachtabgaben bezahlt werden. Viele Bauern leisteten diese nicht finanziell, sondern in Form landwirtschaftlicher Produkte, z. B. mit einer Kuh, einem Schwein oder einer Gans. Weil die Gänse meist vorher geschlachtet wurden, um dem Gutsherrn einen fetten Braten zu servieren, wurden sie nach dem Namen des Tages, also Martinsgans genannt.

Traditioneller Martinsumzug
Weit verbreitet ist das Ritual, am Vorabend des Martinstages mit Lampions umherzuziehen und Laternenlieder zu singen. Zum Laternenzug gehört ein den heiligen Martin darstellender Reiter, oftmals auch ein Bettler – immer aber eine große, singende Kinderschar mit selbst gebastelten Martinslaternen und -fackeln, unterstützt von einer Blaskapelle für den rechten Takt. Abschluss des Umzugs ist ein großes Martinsfeuer, bei dessen Entzündung auch die Mantel-Legende häufig nachgespielt wird.
Der Lichterumzug ist ein Teil der Lichtsymbolik, die an Allerseelen beginnt und über Advent & Weihnachten bis Lichtmess führt.

Martins- oder Martensmännchen
Anstatt Sankt Martin zu Pferd erscheint zB.  in manch sauerländischer Gemeinde auch das Martensmännchen – ein verkleideter Junge – oder auch Mädchen – wirft Kindern die richtig beten können, Nüsse & Äpfel zu. Dieser Martini-Brauch ist ein älterer Vorläufer des Martinsumzuges, darauf gründend, dass noch um 1800 in Köln & Düsseldorf ‚Martinsmännchen’ auf den Schultern eines Jungen sitzend und von 2 weiteren Knaben geführt, mit Rübenfackeln in Begleitung der Dorf-Jugend heischend von Haus zu Haus zogen.

Martinsgans und andere Martini-Leckereien
Noch heute wird vielerorts mit Martinibrot & -Gänsebraten des Brauches gedacht, Gaben an Arme zu verteilen und auch die Kinder erhalten in vielen Gegenden noch kleine Martinstag-Geschenke. Begehrt sind spezielle Martinstag-Backwaren wie Martinerle, Martinshorn & -brezel, in Franken verteilt vom ‚Pelzmärtel’.

Die Gans galt in römischen Zeiten als Begleiter des Kriegsgottes Mars, denn Gänse sollen die Stadt Rom durch ihre Aufmerksamkeit und ihr warnendes Geschrei vor einem feindlichen Überfall bewahrt haben. Im germanischen Denken war die Gans das Symboltier Wotans, Opfertier & Verkörperung des Vegetationsgeistes: Wer rituell eine Gans verspeiste, hatte Anteil an dessen Kraft.
Für die Stadt Köln wird aus dem Mittelalter berichtet, dass der Martinsabend von jeher zu einem Festschmaus bestimmt war. Die festliche Tafel schmückte dabei als Hauptgericht die knusprige, mit Äpfeln, Rosinen und Kastanien gefüllte Martinsgans.